





Zukunft Innenstadt: Offen, barrierefrei, bespielbar
Mit der grundhaften Sanierung und Neugestaltung der Wilhelmstraße im thüringischen Heilbad Heiligenstadt wurde ein zentraler Abschnitt der historischen Altstadt umfassend transformiert. Das rund 5.000 Quadratmeter große Projektgebiet liegt im Herzen der Innenstadt und war Teil der städtebaulichen Gesamtmaßnahme „Historische Altstadt“. Die Wilhelmstraße – „der Wilhelm“ genannt – entwickelte sich dabei von einer in die Jahre gekommenen Fußgängerzone zu einem identitätsstiftenden Stadtraum mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und hoher gestalterischer Qualität.

Die Stadt Heilbad Heiligenstadt beauftragte uns mit der Gesamtkoordination sowie der Planung der Freianlagen gemäß § 38 HOAI in den Leistungsphasen 3 bis 9. Ergänzend bearbeiteten wir die Beleuchtungsanlagen sowie die Verkehrsanlagen gemäß § 47 HOAI und die Technische Ausrüstung nach § 55 HOAI. Die Ingenieurbauwerke wurden durch die aqua geo consult gmbh, gemäß § 43 HOAI (LP 3–9) verantwortet. Das Projekt dauerte gut vier Jahre, und ist seit Ende 2021 fertiggestellt. Das Vorhaben wurde und durch Städtebaufördermittel aus dem Bund-Länder-Programm für städtebaulichen Denkmalschutz finanziell unterstützt.
Multifunktionaler Stadtraum mit offenen Nutzungsszenarien
Multifunktionaler Stadtraum mit offenen Nutzungsszenarien
Die Planung verfolgte das Ziel, unterschiedlichste Nutzungsansprüche in einem wandelbaren Gestaltungskonzept zu vereinen. Einzelhandel, Gastronomie, Veranstaltungen und Mobilität wurden gleichermaßen berücksichtigt. Eine flexible Zonierung erlaubt wechselnde Aneignungen – etwa durch Außengastronomie oder Stadtfeste. Eine Besonderheit ist das integrierte Soundsystem in den Lichtmasten, das bei Veranstaltungen wie der bekannten Heiligenstädter Palmsonntagsprozession eingesetzt werden kann.
Die Wilhelmstraße wurde als vorrangig fußläufig geprägter Stadtraum konzipiert. Großzügige, barrierefreie Gehbereiche prägen das Bild und laden zum Flanieren, Verweilen und Begegnen ein. Eine mittig verlaufende Fahrgasse ermöglicht den weiterhin notwendigen Stadtbus- und Lieferverkehr, bleibt aber klar untergeordnet. Wir optimierten die Anschlüsse an Seitenstraßen und schufen einen breiten Fußgängerüberweg über die Göttinger Straße, der den räumlichen Übergang zum benachbarten Stiftshügel markiert.
Der Pflasterbelag aus verschiedenfarbigem Granit bildet ein optisches Highlight. Neue Leitelemente, umfangreiche Spiel- und Sitzangebote schaffen einen Mehrwert für Nutzende verschiedenen Alters.






Sanierung mit laufendem Betrieb: Beteiligung als Schlüssel
Ein zentrales Merkmal der Umsetzung war das Bauen im laufenden Betrieb. Durch frühzeitige Kommunikation, aktives Baustellenmarketing und kontinuierliche Präsenz des Planungsteams vor Ort konnte der Stadtraum auch während der Bauzeit genutzt werden. Temporäre Fußgängerbrücken sicherten die Erreichbarkeit der Geschäfte, regelmäßige Informationen stärkten das Vertrauen in den Prozess. Die intensive Beteiligung von Anwohnenden, Gewerbetreibenden und anderen Akteur:innen – unter anderem durch Werkstätten, Anliegergespräche und Befragungen – war ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Die damit verbundene Identifikation mit dem Projekt trug maßgeblich zur Akzeptanz und erfolgreichen Umsetzung bei.






Gestaltung für Mensch und Klima
Der Wilhelm wurde nicht nur funktional, sondern auch im Sinne der Klimaanpassung weitergedacht. 22 neu gepflanzte Bäume spenden Schatten, Trinkbrunnen und Wasserspielelemente sorgen für Kühlung an heißen Tagen. Ergänzt wurde dies durch ein überarbeitetes Regenwassersystem mit Retentionskapazitäten zur Entlastung bei Starkregen. Die barrierefreie Gestaltung berücksichtigt unterschiedliche Bedarfe – von taktil erfassbaren Leitsystemen über niveaugleiche Übergänge bis zu individuell gestalteten Zugängen zu den angrenzenden Gebäuden. Die Möblierung ist modular, wartungsarm und langlebig ausgeführt – viele Elemente lassen sich gemäß zirkulärer Materialkreisläufe zurückbauen oder weiterverwenden.
Ein Modellprojekt für die klimaresiliente und bespielbare Stadt
Ein Modellprojekt für die klimaresiliente und bespielbare Stadt
Das Land Thüringen wertet die städtebaulichen Gesamtmaßnahme „Historische Altstadt“ als Positivbeispiel für zukunftsfähige Stadtentwicklung. Die Wilhelmstraße steht für ein neues Verständnis von Innenstadt: nicht nur als Konsumort, sondern als inklusiver, wandelbarer Stadtraum mit hoher Aufenthaltsqualität. Die Bespielbarkeit – über Spiel- und Wasserelemente, Sitzlandschaften und flexible Möblierung – stärkt das soziale Miteinander. Durch klimaangepasste Infrastruktur, barrierefreie Gestaltung und gezielte Beteiligungsformate wurde ein lebendiger Stadtraum geschaffen, der unterschiedlichste Bedürfnisse integriert. Die Wilhelmstraße zeigt eindrucksvoll, wie durch interdisziplinäre Planung, technische Innovation und lokales Engagement resiliente, nutzungsflexible Räume entstehen können – offen für Begegnung und tragfähig für zukünftige Entwicklungen.
Resiliente Innenstädte: Mehrwert jenseits des Konsums schaffen
Resiliente Innenstädte: Mehrwert jenseits des Konsums schaffen
Angesichts wachsender Herausforderungen wie dem Rückgang des stationären Einzelhandels, dem steigenden Einfluss des Online-Shoppings und städtebaulicher Trading-Down-Effekte müssen Innenstädte ihre Rolle neu definieren. Besonders kleine und mittelgroße Städte stehen dabei unter Druck: Sie verfügen oft über begrenzte finanzielle und personelle Ressourcen, kämpfen mit Leerständen und müssen gleichzeitig historisch gewachsene Strukturen erhalten und transformieren. Ihre Innenstadtentwicklung steht exemplarisch für die Frage, wie Resilienz unter komplexen Rahmenbedingungen gelingen kann. Die Zukunftsfähigkeit urbaner Zentren hängt zunehmend davon ab, wie vielfältig, anpassungsfähig und einladend sie gestaltet sind. Resiliente Innenstädte entstehen dort, wo öffentlicher Raum Aufenthaltsqualität bietet, soziale und kulturelle Funktionen stärkt und Klimafolgen aktiv begegnet. Projekte wie die Wilhelmstraße liefern konkrete Antworten auf diese Anforderungen: Sie schaffen nicht nur Infrastruktur, sondern auch Identität, stärken die lokale Ökonomie durch neue Anlässe des Stadtaufenthalts und bieten einen planerischen Rahmen, der Veränderungen nicht nur standhält, sondern sie konstruktiv integriert.
Im Auftrag von:


Gefördert durch:


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